Eine kleine Zeitreise durch die Welt der Kameras – von der Normal-8-Kamera zum digitalen Camcorder
Normal-8- und Super-8-Kameras erleben ein Revival. Nicht nur freuen sich ältere „Heimregisseure“, dass sie ihre Werke von früher heute digital retten lassen können, sondern viele Leute suchen heute noch nach funktionierenden Kameras aus den 60er und 70er Jahren und probieren sich als Kameramann oder -frau nach alter Manier. Stummfilm versus Hightech, da tun sich schon Welten auf zwischen der Technik der Nachkriegsgeneration und den heutigen Filmern. Hier ein kleiner Überblick, was sich in den letzten Jahrzehnten so alles geändert hat.
Normal-8 war das erste Format, das für Hobbyfilmer zur Verfügung stand. So begrenzt die Möglichkeiten damals waren, so begeistert die Nutzer dieser Technik. Trotz oder gerade wegen der eingeschränkten Möglichkeiten, lud die Normal-8-Kamera „zum Spielen“ ein. Denn wer nicht nur abgehackte 30 Sekunden lange Schnipsel unter Verwendung der immer selben Brennweite zeigen wollte, musste sein Gerät gut kennen, in der Situation flexibel handeln können und einiges an Zeit in die Komposition seines Filmwerks stecken. Limitationen gab es zahlreiche: Die Filmrolle musste in Dunkeln eingespannte werden. Drehdauer für eine Spule betrug bei den meisten Kameras gerade mal 4 Minuten und dabei musste die Filmrolle nach der Hälfte der Zeit auch noch umgekehrt wieder eingelegt werden. Nur 30 Sekunden konnte man in der Regel am Stück filmen, denn der Motor wurde mittels aufziehbarem Federwerk betrieben, nicht über Batterien. Belichtung war nur manuell mittels Belichtungsringe möglich, die Brennweite konnte nicht während des Filmens geändert werden, man konnte lediglich zwischen 3 Brennweiten wählen, die man vor dem Drehen durch entsprechende Objektive ändern konnte.
Da bedeutete das Aufkommen der Super-8-Kameras schon einen riesigen technischen Fortschritt. Insbesondere stand bei gleicher Breite des Filmstreifens mehr zu beleuchtende Filmfläche zur Verfügung, man konnte sowohl in der Höhe als auch in der Breite mehr einfangen. Batteriebetrieb, einfach einzulegende Kassetten, Zoom-Möglichkeiten, automatische Belichtung und Möglichkeiten zur Vertonung taten ein Übriges, um Super-8 innerhalb kürzester Zeit auf dem Markt zu etablieren. Das Schneiden von Super-8-Filmen mit Hilfe einer Klebepresse wurde zum Massensport unter den Hobbyfilmern. Super-8 kam 1965 auf, sollte jedoch schon zu beginn der 80er Jahre durch Videokameras abgelöst werden.
Und heute? Da steckt schon in Digicams, die kaum größer sind als eine Zigarettenschachtel die geballte Ladung Technik drin. Nicht nur, dass Bild und Ton heutzutage von bester Qualität sind, auch beim Zoomen und Belichten läuft alles reibungslos und digital optimiert. Bildstabilisatoren sorgen für wackelfreie Bilder, Spezialeffekte lassen sich ohne großen Aufwand zuschalten. Nachtaufnahmen – kein Problem, ebensowenig wie das digitale Zuschneiden direkt am Gerät. Zusätzliche Software, mit der man die mit der Digicam eingefangenen Bilder auch noch am PC nachbearbeiten kann, lassen dann endgültig keine filmischen Wünsche mehr offen. Sei es, dass man Blenden setzt, die Ausleuchtung nachträglich nachbessert, Ausschnitte wählt oder Musik passgenau zu den einzelnen Szenen unterlegt. Und wenn Profis am Werke sind, können Special Effects erzeugt werden, die man vor nicht allzu langer Zeit nur aus dem Kino kannte. Auch Bilder aus der Vogelperspektive sind mit den neuen Kameradrohnen kein Problem mehr.
Nostalgie versus Hightech, beides hat seine Liebhaber und beides seine Berechtigung. Der Digicam von heute fehlt das Emotionale, das viele frühere Filmer noch mit ihrer Normal-8 oder Super-8 verband, den alten Filmkameras fehlt hingegen eine Menge an Möglichkeiten, mit denen man heute auf andere Weise kreativ sein kann. Wer die Entwicklung mitgemacht hat, wird wahrscheinlich an jedem Gerät etwas anderes schätzen, aber die Freude am Filmen bleibt so oder so.